Der Schäferwagen bekommt eine Fassade aus Yakisugi / Shou Sugi Ban!

Wie bekommt man eine Fassade aus Holz in einer extrem feuchten Umgebung so hin, dass sie nicht verrottet, schimmelt, fault und gegen Insekten resistent ist, und dies ohne Chemie?

 

Die Lösung war " YAKISUGI "!

 

Tja, was ist denn das nun wieder? Hört sich japanisch an, oder? Richtig! Es ist eine alte traditionelle japanische Methode der Holzkonservierung.

"YAKI" bedeutet verbrennen, und "SUGI" ist der japanische Name der Sicheltanne.  Oft hört man auch die Bezeichnung Shou-Sugi-Ban, was übersetzt "verbrannte Zedern-Planken" heißt.  Diese Art der Haltbarmachung von Holz war aber schon in der Antike bekannt, also nicht nur in Japan. 

 

Warum soll ich was zerstören, hier verbrennen, um es besser zu machen? Was passiert da mit dem Holz?

 

Die Fassade aus Yakisugi / Shou-Sugi-Ban für den Schäferwagen der Telchinen - Schmiede!
Yakisugi / Shou-Sugi-Ban , eine Fassade aus verbranntem Holz

Eigentlich paradox, oder? Man zündet das Holz an, um die Eigenschaften zu verbessern. Durch das kontrollierte Verbrennen der Oberfläche der Planken bildet sich eine Kohleschicht, welche resistent gegen z.B.  Pilze und Insekten ist. Kohle ist ebenso ein hervorragender Wärme-Isolator. Auch wird durch den Wärmeeinfluss im Holz (das Holz unter der Kohleschicht) die Zellstruktur verändert. Das Holz wird gehärtet!

Nach der Behandlung mit Natur-Öl (ich habe hier Textrol genommen) ist die Kohleschicht relativ abriebfest und die Quell- und Schwindbewegung der Holzplanke wird auf ein Minimum reduziert, sprich Feuchtigkeit wird nur in geringem Maße aufgenommen.

Prächtig, das sind genau die Eigenschaften, die ich für die Fassade für den Schäferwagen benötige!

Oft wird bei der Herstellung von Yakisugi die Kohleschicht abgebürstet. Für den Schäferwagen will ich aber das Design, wie auch die Vorteile dieser Kohleschicht nutzen. 

Jedes einzelne Brett wird also abgeflämmt , bis die oberste Schicht glüht und danach mit Wasser abgelöscht. Traditionell werden die Bretter zu einem Dreieck zusammengebunden, dann wie ein Kamin aufgestellt und im Inneren ein Feuer entzündet. 

Für die Schäferwagenfassade habe ich mich aber für Fichtenholzbretter mit Nut und Feder entschieden, die eine Abtropfkante haben. Würde ich die so abbrennen, dann brennt die Feder und die Nut einfach weg. Also her mit dem Butanbrenner und los geht es mit dem Verbrennen!

Die Holzfassade am Schäferwagen wird mit Textrol-Öl eingelassen.
Die Shou-Sugi-Ban / Yakisugi - Fassade wird mit Natur-Öl eingelassen.

Nach dem Abflämmen werden die Bretter dann am Wagen montiert und mit Textrol-Öl eingelassen. Insgesamt sind für den Schäferwagen 70 Liter für die Außenfassade benötigt worden. 

Zwei Dinge werden vielleicht dem Fachmann aufgefallen sein:

  1. Warum ist da keine Lattung zur Fassadenhinterlüftung montiert?
  2. Warum wurde so viel Natur-Öl bei der Holzbehandlung verwendet?

Das Natur-Öl Textrol sorgt für einen geregelten Feuchtehaushalt. Die komplette Wandkonstruktion ist so aufgebaut, dass diese diffusionsoffen ist, aber nur sehr wenig Feuchtigkeit in den Holzzellen aufgenommen wird.  Die Hinterlüftung der Fassade wird oft gemacht, dass sie schneller abtrocknen kann. Beim Schäferwagen wurden das Holz komplett durchtränkt. Durch diese Konstruktion wird viel Textrol-Öl benötigt, aber das Holz nimmt Wasser so gut wie nicht auf. =  Beim Abtrocknen hilft es natürlich auch ungemein, dass die Fassade schwarz ist. Die Fassade wird oberflächlich an der Sonne sehr warm, aber da es Kohle ist.... richtig, die Kohle ist ein sehr guter Wärmeisolator. Somit wird das Holz durch Wärme/Hitze nicht zu stark belastet.

Gedanken und Tipps zur Yakisugi-Fassade:

  • Wie stelle ich die richtige Verkohlungstiefe fest? Nach mehreren Versuchen hab ich mir eine kleine Faustformel zurechtgelegt. Sobald sich eine Kohleschicht bildet, in der sich Risse bilden ( ein Krakelee ) und die Oberfläche beim Kontakt mit der Brennerflamme nur noch rot aufglüht, sich aber keine Flamen mehr bilden, dann ist der Verkohlungsgrad richtig.
  • verbranntes Holz will kein Insekt!
  • Die Kohleschicht ist wärmeisolierend.
  • Ökologisch absolut TOP! Das Holz bleibt ein reines Naturmaterial, welches am Ende der Gebäudelebensdauer, ohne Chemie-Altlasten in den Verrottungsprozess übergehen kann.
  • Auf der japanischen Insel Naoshima wird das "Shou Sugi Ban - Verfahren"  bis heute eingesetzt. Die Menschen dort geben eine Lebensdauer für solche Fassaden von 30-80 Jahren ohne Pflege an. Einige Gebäude sind mehrere Jahrhunderte alt. Der Schäferwagen wird also länger auf der Welt sein als ich . :-) 
  • Durch das "Härten" und "Ölen" wird das Quell- und Schwindverhalten auf ein Minimum reduziert = geringe Rissgefahr = dichte und langlebige Fassade
  • Kohle verändert bei Sonneneinstrahlung seine Farbe nicht! 
  • Tropfkante verhindert nasse Stellen.