Kennst du das Gefühl, "man sollte mal was machen"?
Genau dieses Gefühl lag in der Luft beim Anblick unserer Küche. Gesagt, getan! Auf ging es in den Dschungel der Möbelhäuser. Der Entschluss eine neue Küche zu kaufen war recht schnell gefasst, aber.....
Jetzt finde mal eine Küche, die einem gefällt und nicht sämtliche Preisgrenzen überschreitet.
In so ein Möbelhaus rein und sich mal informieren, war mal der erste Schritt, mit ungeahnten Folgen!
Stundenlanges Umherirren in Gängen ohne Ziel und System. Ich will eine Küche kaufen, warum ich durch Abteilungen von Dekokrempel, Büroschränken, Kinderzimmern, etc.. streunen muss, um endlich in die Küchenabteilung zu kommen, wahrlich ein Rätsel!
Nach monatelanger Odyssee durch die Möbellandschaft sind wir an einer Küche angekommen die uns Beiden gefällt.
Würde passen, also Verkäufer her!
Wie es so ist, fängt die Küche mit einer Basisversion an, welch Überraschung. Während also die Wunschliste, und damit der Preis, immer größer wird, lenke ich mich mit "Spielen" ab.
Schublade auf, Schublade zu, Abzug einschalten, Abzug ausschalten. Während ich ein Drehregal im Realbetriebstest in den Fingern habe schallt der Preis an mein Ohr, den der Verkäufer aus der Wunschliste generierte.
Knapp 30.000€!
Ich bekam fast einen Herzkasper und das Drehregal in meinen Fingern Schwung.
In Millisekunden griff die Ureigenschaft eines "bayrischen Schwabe" ein und implantiert dem Hirn eine "Unterschriftssperre" ein!
Gleichzeitig fiel das in Schwung geratene Drehregal mit Gepolter aus dem Schrank!
30.000€ für ein Schrank-Ensemble mit Kochgelegenheit, bei dem das Regal unter meinen "zarten Schmiedehänden" zerbricht, die sind doch deppert!!!
Bei der Heimfahrt war klar, es muss ein Plan B her. Wir pimpen unsere alte Küche.
Wer jetzt genau gelesen hat erinnert sich jetzt an die Worte "man müsste was machen!".
"Man" impliziert schon den Adressaten für die Aufgabe.
Man = Mann = Ich
Oha! Das hört sich jetzt wie Arbeit an, viel Arbeit!
Jetzt hab ich mir durchaus beigebracht, dass man, also ich, viel Arbeit auch auf sehr viel Zeit verteilen kann, damit wäre es nicht allzu stressig.
Das Problem beim Projekt "Küche" ist aber das vorgegebene Zeitlimit. Was man nicht alles macht, damit der Bauch voll bleibt!
Das Projekt "Küche" wurde gestartet. Viel Spaß beim Anschauen und Entdecken, was raus gekommen ist.
Die Neigung zur Übertreibung schlug ab und zu wieder durch, wie z.B. der Stierkopf über dem Abzug.
Geschmiedet von Hand aus 40mm Vierkantstahl.
Die Klappe musste jetzt mit Gasdruckfedern verstärkt werden, damit man die Klappe überhaupt aufkriegt. :-)
Ein ganz tolles DANKESCHÖN an meine Frau, welche eine unendliche Geduld bewies!
Die Türgriffe
Tisch und Stuhl
Sonstige Kleinigkeiten
Fertigung
Ich wollte in der Küche genauso verfahren, wie in der Schmiede. Dort verwende ich zur Konservierung nur aushärtendes Pflanzenöl oder Brünierung.
Beim Holz wurden ganz normale Leimholzplatten aus Nadelhölzern genommen oder Eiche (Tischplatte). Die Leimholzplatten wurden dann mit dem Gasbrenner bearbeitet und dann mit der Messingbürste bearbeitet. Zwei Dinge wurden dadurch erreicht. Durch die Hitzeeinwirkung wurde das Holz "gehärtet". Die Oberfläche ist nun so hart, dass man sie nicht mehr mit dem Fingernagel eindrücken kann. Durch das Bürsten wurde zudem eine rustikale Optik erzielt.
Das Holz ist in die Türrahmen mit Stiften fixiert und kann somit der natürlichen Bewegung des Holzes Spiel lassen, ohne das sich die Tür verzieht. Der verwendete Stahl ist grob geschliffen und gebürstet.
Wie gesagt, als Konservierung wird fast ausschließlich aushärtendes Pflanzenöl (Owatrol) genommen. Ich wollte einfach die Chemie aus der Küche rauslassen. Ein weiterer Vorteil ist die Möglichkeit die Bauteile auch nach Jahren nachzuarbeiten. Kratzer, Holz zu dunkel, was anschweißen,... kein Problem, einfach schleifen/bürsten und neues Owatrol drauf und fertig.
Übrigens, als Grundstock wurde die alte Küche genommen. War auch nach mehr als 30 Jahren viel zu gut um sie wegzuschmeißen. Auch hier spiegelt sich der Grundsatz aus der Telchinen-Schmiede "Aus Alt mach NEU!" wieder.