Kurz vor seinem 90. Geburtstag hat uns der Schmied Rudolf Schlecker aus unserer Heimatgemeinde Ichenhausen besucht und es uns ermöglicht das Dengeln einer Sense und die kleinen Kniffe zu dokumentieren. Ein riesen Dankeschön an Rudolf und viel Spaß bei der Lektüre der Anleitung und dem Video dazu.
Wann fange ich den an eine Sense zu dengeln?
Einfach gesagt, wenn das Schärfen mit dem Wetzstein nichts mehr hilft, oder du richtige Macken in der Schneide hast.
Warum der Wetzstein nichts bringt hat seinen Grund und solche Infos findest du in der Anleitung.
Eines ist jedenfalls sicher, planlos auf die Sense hauen macht nicht scharf, sondern krumm und unbrauchbar. Damit dir das nicht passiert, erstmal Schritt 1 , der Aufbau eines Sensenblattes:
1. Aufbau eines Sensenblattes:
Fangen wir mit der Verbindung zum Stiel an. Die HAMME und die WARZE dienen dazu eine einstellbare und feste Verbindung zum Stiel zu gewährleisten.
Der breite Teil des Sensenblattes (direkt neben der Stielbefestigung) wird BART genannt. Ihm gegenüber befindet sich die SensenSPITZE.
Damit Bart und Spitze auch bei Belastung nicht wie ein "Kuhschwanz" rum wedeln wird der Sensenblatt-RÜCKEN um 90°Grad zum Blatt hochgezogen. Dadurch wird das Sensenblatt verwindungssteif und bleibt gleichzeitig leicht.
Nun zu dem Bereich, welcher eigentlich schneidet. Ganz an der Kante, einem zugewandt, befindet sich die SCHNEIDE. Sie ist der scharfe Teil des DENGELS. AH!! DENGEL, da war doch was. Richtig! Das ist der ca. 4-6mm breite Bereich, welcher durch den Hammer kaltverdichtet wird.
Was brauchst du zum Dengeln? Richtig einen Hammer!
Das Erste, was Rudolf monierte, war, "wo ist den der Dengelhammer"?
Gute Frage!
"Habt ihr keinen?"
Zugegebenermaßen, wir hatten keinen. Aber warum auch, geht ja auch mit einem normalen Schlosserhammer, oder? Ja und Nein, die Auflösung folgt aber noch.
Was macht einen Hammer geeignet zum Dengeln?
Das Hauptkriterium ist die Form der Hammerfinne. Die Finnenbahn sollte nicht kantig sondern gerundet sein und zwar in Quer- und in Längsrichtung!
Der Grund dafür ist recht einfach. Somit haut man keine Dellen und Macken in den Dengel beim klopfen rein und die Schneide wird nicht beschädigt.
Zur Not funktioniert auch ein Dengelhammer aus der Sparte "Karosseriebearbeitung von Autos".
Die Formgebung des Steckambosses entspricht der des Dengelhammers!
Dengeln auf dem Amboss.
Nun zum Kaltschmieden des Dengels, also wie oben beschrieben der 4-6mm breite Bereich an der Schneide. Mit präzisen Schlägen aus dem Handgelenk wird das Material verfestigt/verdichtet.
Zwei wichtige Details:
- Halte die Sense beim Dengeln so, dass sich die Schneide ca. 1mm über dem Amboss bleibt. Die Schneide darf nicht beim Hammerschlag auf dem Amboss aufliegen. Warum? Liegt die Schneide auf, dann wird sie durch das Schlagen mit der Finne ausgefranst und wellig.
- Halte den Hammer so, dass die Finne in einem Winkel von ca. 5-20°Grad zur Schneidkante beim Dengeln auftrifft. In Verbindung mit der gerundeten Hammerfinne wird der Dengel so geformt, dass sich die Schneide leicht nach oben "zieht".Anschaulich gesprochen wird die Schneide auf "Zug" gebracht.
Der "Knackpunkt" beim Sensendengeln ist es präzise den Hammer zu führen und den Schlagpunkt genau zu treffen.
Ich muss da nicht wie irre auf der Sense rumklopfen, sondern mit präzisen Schlägen den Dengel formen.
Schlägt man daneben verliert die Sense ihre "innere Spannung" und die Schneidkante wird "wellig" und das Sensenblatt labberig wie ein Dosenwürstchen. Damit dann vernünftig zu Mähen ist fast unmöglich.
Jetzt haben auch "Profis" mal einen schlechten Tag und hauen mal mit dem Hammer daneben oder müssen das Dengeln erst mal üben.
Jetzt ist der Schlag schon mal daneben gegangen und was nun?
Indem man das Sensenblatt entlang der schwarzen Linie mit kräftigen Hammerschlägen in die Länge treibst bekommst du wieder "Spannung" in die Sense und die Schneide wird auf Zug gebracht und die Wellen ziehen sich raus.
Zu oft kannst das nicht machen sonst wird das Sensenblatt zu konkav und die Spitze wird zu stark nach oben gezogen. Mit so einer Sense kannst dann auch nicht mehr richtig Mähen.
Dengeln am Steckamboss.
Eigentlich ist das jetzt das Gleiche, nur spiegelverkehrt.
Die gerade Fläche des Ambosses, welche vorher unbeweglich war wird nun durch den beweglichen Hammer übernommen.
Wenn du dich noch an den Anfang erinnern kannst, dann war da die Rede vom "Dengelhammer" und einem"Schlosserhammer".
Da sich nun die gerundete Finne auf dem Steckamboss befindet wird also ein Hammer mit einer fast geraden Schlagfläche am Ballen benötigt. Was soll ich sagen, ein normaler Schlosserhammer erfüllt diese Anforderung.
Noch ein kleiner Ausflug in die regionale Geschichte.
So ein Steckamboss ist natürlich eine feine Sache auf dem Feld. Es lässt sich einfach besser unter dem Arm tragen als so ein 150kg Amboss. Trotzdem, wurde in der Regel eine Sense daheim gedengelt. Was für uns neu war, war der Hinweis, dass z.B. im Allgäu das "Dengeln auf dem Amboss" bevorzugt wurde, wohingegen der Steckamboss in Baden-Würtemberg bevorzugt wurde/wird.
Schleifen der Sense.
Jetzt ist der Dengel und die Schneide durch die Kaltverformung verfestigt und es ist Zeit sich der Schneide zu widmen.
Die Schneide wird mit einem Wetzstahl geschliffen. Wie wird das gemacht?
Nimm den Wetzstein und streiche vom Bart in Richtung Spitze, am besten in einem Zug. Dieses Spiel wiederholt man mehrmals auf beiden Seiten, je gleichmäßiger, desto besser!
Irgendwann ist dann aber auch für die beste Sense mal das Ende da, nämlich dann , wenn so viel weggeschliffen ist, dass sie nicht mehr stabil ist. Dann ist es Zeit ein neues Blatt zu kaufen oder selbst zu schmieden. Wenn du Lust hast ein Sensenblatt selbst zu schmieden, dann nimm einfach einen C40 -Stahl oder einen, der recht schlagzäh ist.
Ach, bevor ich es vergesse, "Wann dengelt man nun seine Sense?"
Antwort: Wenn der Dengel weggeschliffen ist oder riesen Macken hat!
Einstellen einen Sense.
Damit man mit einer Sense auch richtig Mähen kann, muss sie richtig eingestellt sein. So wird verhindert, dass man mit der Spitze im Boden hängen bleibt und die Schnittleistung wird erhöht.
Stelle das Sensenblatt an der Hamme so mit den zwei Schrauben ein, dass sich die Schneidkante am Bart genauso weit entfernt befindet, wie die Schneide an der Spitze des Sensenblattes.
Jetzt ist die Sense wieder für die Arbeit bereit und mit der richtigen Mähtechnik wirst du erstaunt sein, wie schnell man mit einer Sense mähen kann.
Viel Spaß!
Wenn du willst kannst du das ganze auch auf Video anschauen.