.... , und weiter?
Der Amboss ist eines der elementarsten Werkzeuge des Schmiedes. Ohne ihn läuft so gut wie nichts.
Ich stelle hier unsere beiden Ambosse vor und erzähle was über die Eigenschaften und deren Einsatz. Wer es genauer und ausführlicher wissen möchte, kann sich gerne das Buch von Josef Moos "Ambossformen" zu Gemüte führen, oder sich durch zwei Webseiten lesen, die ich für ganz gut halte, um einen Überblick zu bekommen. Man muss ja nicht alles mehrmals ins Netz stellen :-) !
Webseiten:
Der erste Amboss, unser "Alter", ist ein norddeutscher Amboss mit einer aufgesohlten Bahn und einem Gewicht von 100kg.
Als Stand hat er einen Teak-Holz-Block, was schon ein wenig protzig ist :-)
Habe ihn fast unbenutzt von einem Kapitän abgekauft, welcher Tropenholz nach Hamburg schipperte. Der Amboss war lange Zeit ungenutzt in diversen Schiffsbäuchen unterwegs. Dann hat sich seine Frau im Garten daran gestoßen und er musste weg.
Welch ein Glück! Es war ein wahres Schnäppchen!
Übrigens, als "norddeutsch" wird die Form bezeichnet, nicht die Herkunft.
Zwischen Amboss und Holzblock wurden mehrere Bitumenbahnen gelegt. Dies dient dazu, dass der Ambos mit seinem ganzen Fuß satt an jedem Punkt aufliegt. Kein Wackeln und auch keine ungewollten Schwingungen sind die Folge dieser Maßnahme.
Apropos Schwingungen! Wenn du dich für einen Amboss interessierst, dann nimm deinen Hammer und klopfe ihn ab. Er muss "rein" klingen! Scheppert er, oder klingt er extrem dumpf, dann ist irgendwo ein Lunker (Einschluss) oder ein Riss. Dann lass mal lieber die Finger davon.
Bei unserem "Alten" ist der Klang recht "dunkel". Das liegt daran, dass unter der aufgeschweißten und gehärteten Ambossbahn ein weicherer Kern sich befindet, welcher die Schwingungen dämpft. Sehr angenehm beim Hämmern und Formen.
Als besonderes Gimmick haben wir dann noch abnehmbare Räder für den Transport gebastelt.
Mir hat die Breite der Ambossbahn gefallen. Sie ist für das Schmieden von Damast und Klingen sehr praktisch. Die Ambossbahn befindet sich auf einer Höhe von 780mm.
Unser "Neuer" ist ein 140kg Stahlguss-Amboss in "englischer" Form.
Wer das Bild ganz genau anschaut wird sehen, dass die Kanten nicht mehr so taufrisch sind. War mir aber bei diesem Kauf recht wurscht, da wir ja einen "Alten" haben, welcher tadellose Kanten zum präzisen Bearbeiten hat.
Zuschläger Mumu hat mittlerweile einen "Dampf" beim Schlagen entwickelt, der eine größere Gegenkraft notwendig machte.
Merke dir einfach: "Je größer die Schlagkraft ist, desto schwerer muss der Amboss sein!"
Physikalisch ist hier die Massenträgheit der Faktor, der entscheidet. Das spürt man dann auch recht schnell, wenn sich das Material unter dem Schlag stärker verformt und der Amboss satt an seinem Platz bleibt. Der Amboss "zieht" dann!
Durch den Stahlguss klingt der Amboss extrem hell und lange nach. Auch mit Ohrenstöpsel ist dieser Lärm sehr nervtötend.
Um dem Ganzen zu begegnen haben wir den Amboss in eine mit Sand gefüllte Stahlkiste gestellt. Durch die dämpfende Eigenschaft des Sandes ist der helle Klang weg und die Erschütterungen am Boden sind ,auch bei starken Schlägen, weg.
Wir haben uns für einen sehr feine Körnung beim Quarzsand entschieden. Die Dämpfung des Lärms ist hervorragend, aber du musst dann an einem Schmiedetag auch ein- bis zweimal den Amboss wieder nivellieren. Die Ambossbahn befindet sich bei unserem "Neuen" auf einer Höhe von 690mm, also deutlich niedriger als beim "Alten". Da wir an diesem Amboss viel mit Hilfshämmern (Schlichthammer, ...) arbeiten, muss sich der Zuschläger nicht "verbiegen" um den Hilfshammer senkrecht zu treffen.
Unser Dritter im Bunde ist ein "Dengelamboss". Mit seinen 25 kg für so ein Teil recht schwer. Er besitzt eine extrem harte und sehr schmale Bahn.
Ihn haben wir in Thüringen ergattert. Wurde damals dort im Garten unter den Tomaten verbuddelt, damit die besser gedeihen. Sachen gibt ´s!
Auf jeden Fall müssen wir den erst herrichten, damit man ein Foto machen kann :-) .
So, jetzt kennst unsere Ambosse, aber wenn du einen für dich suchst werden das noch nicht genügend Tipps sein.
Kurz und knapp ein paar Entscheidungshilfen und Tipps:
- Je größer das Werkstück, welches du bearbeiten willst, desto größer sollte auch der Amboss sein.
- Der Amboss muss einen "reinen und sauberen" Klang haben. Hat er diesen nicht, liegt eine Beschädigung vor.
- Kanten und Ambossbahn sollten unbeschädigt sein.
- Die Ambossform richtet sich nach dem Einsatzzweck. Kennst du diesen noch nicht, da du erst mit dem Schmieden anfängst, dann nimm eine Form, welche in deiner Gegend üblich ist. (Süddeutschland - süddeutsche Form,...) So kannst du am ehesten vielleicht einen alten Hasen finden, der dir ein paar "alte" Tricks bei der Nutzung des Ambosses beibringt.
- Blechkübel und Sand rein, fertig ist dein Amboss-Stand. Vorteil, wenn es dein erster Stand ist, du kannst recht einfach die Höhe variieren. Funktioniert jedenfalls einfacher als sich die ganze Zeit einen Baumstamm zurecht zu schnitzen.
- Die Höhe der Ambossbahn sollte so um die 750mm über dem Boden liegen. Kannst dich auch daneben stellen und deinen Arm nach unten baumeln lassen. Dann eine Faust machen und du hast im Groben deine "persönliche" Höhe.
- 50kg sind für den Einstieg absolut in Ordnung. Und wenn es weniger KG sind, dann auch recht, Hauptsache "Schmieden" :-)
- Beim Kauf eines gebrauchten Ambosses hilft dir Geduld um ein "Schnäppchen" zu machen. Grober Richtwert: 2€/Kg